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Liturgie und Männlichkeit in der katholischen Mission in Skandinavien

Werner, Yvonne Maria LU orcid (2016) p.187-206
Abstract
Abstract in German:
Die Frage der Feminisierung des Christentums ist eine seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts heiß umstrittene Frage, die in neuerer Zeit auch von der historischen Forschung aufgegriffen wurde und nunmehr den Status einer Meistererzählung hat. In der bürgerlichen Kulturelite wurde, wie viele Studien gezeigt haben, das Christentum zunehmend mit Weiblichkeit und femininen Werten verbunden und in der antichristlichen Rhetorik als unvereinbar mit wahrer Männlichkeit dargestellt. Diese Kritik richtete sich nicht zuletzt gegen die katholische Kirche mit ihrer religiös geprägten Tugendidealen und ritualisierten Liturgie. In Skandinavien, wo das Erbe der Reformation noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts als ein... (More)
Abstract in German:
Die Frage der Feminisierung des Christentums ist eine seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts heiß umstrittene Frage, die in neuerer Zeit auch von der historischen Forschung aufgegriffen wurde und nunmehr den Status einer Meistererzählung hat. In der bürgerlichen Kulturelite wurde, wie viele Studien gezeigt haben, das Christentum zunehmend mit Weiblichkeit und femininen Werten verbunden und in der antichristlichen Rhetorik als unvereinbar mit wahrer Männlichkeit dargestellt. Diese Kritik richtete sich nicht zuletzt gegen die katholische Kirche mit ihrer religiös geprägten Tugendidealen und ritualisierten Liturgie. In Skandinavien, wo das Erbe der Reformation noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts als ein selbstverständlicher Teil nationaler Identität hervortrat, wurde der Katholizismus nicht nur als eine fremde Religionsform dargestellt sondern auch als eine Bedrohung der protestantisch männlichen Charakter der Nation. Trotzdem betrieb die katholische Kirche seit der Liberalisierung der Religionsgesetze Mitte des 19. Jahrhunderts eine relativ erfolgreiche Mission in den skandinavischen Ländern. Hier spielte die Liturgie eine wichtige Rolle, was sowohl in den Missionsberichten aus dem skandinavischen Missionfeld wie in den Konversionsberichten skandinavischer Konvertiten hervortritt.

Dies bildet der Ausgangspunkt dieser Studie über Männlichkeit und Liturgie 1860-1940. Ziel ist es den diskursiven Stellenwert der Liturgie in der katholischen Mission in Skandinavien und ihre Beziehung zur Weiblichkeit und Männlichkeit zu analysieren. Es geht hier um die Liturgie als ein räumlich situiertes Instrument symbolischer Kommunikation aber auch um die kulturellen Beziehungen zwischen katholisch und protestantisch in einem vom Protestantismus geprägten geographischen Raum. Das Material besteht aus Berichten in Skandinavien tätiger katholischen Priester und Ordensleute, Konversionserzählungen skandinavischer Konvertiten sowie der skandinavischen Medienberichterstattung über katholische Aktivitäten und liturgische Fragen. Darüber hinaus werde ich mit Beispielen aus der protestantischen hochkirchlichen Bewegung die Beziehungen zwischen liturgischer Rekatholizierung und der Frage des Frauenpriestertums beleuchten. Mit dieser in der Zwischenkriegszeit aktualisierten Frage nahm die Debatte zum Thema Geschlecht und Gottesdienst eine neue Wende. (Less)
Abstract (Swedish)
Abstract in German:
Die Debatte um die „devirilization“ des katholischen Lebens und die Theorie einer Feminisierung des Christentums im 19. Jahrhundert bildet der Startpunkt dieser Studie über Liturgie und Männlichkeit in der katholischen Mission in Skandinavien. Es geht hier um die Liturgie als ein räumlich situiertes Instrument symbolischer Kommunikation und Genderideologien aber auch um die Manifestationsformen des Katholischen in einem vom Protestantismus geprägten geographischen Raum. Das Material besteht teils aus Berichten in Skandinavien tätiger katholischer Priester und Ordensleute, teils aus Konversionserzählungen skandinavischer Konvertiten mit Fokus auf Liturgie und Gottesdienstleben. Ein interessanter Faktor in diesem... (More)
Abstract in German:
Die Debatte um die „devirilization“ des katholischen Lebens und die Theorie einer Feminisierung des Christentums im 19. Jahrhundert bildet der Startpunkt dieser Studie über Liturgie und Männlichkeit in der katholischen Mission in Skandinavien. Es geht hier um die Liturgie als ein räumlich situiertes Instrument symbolischer Kommunikation und Genderideologien aber auch um die Manifestationsformen des Katholischen in einem vom Protestantismus geprägten geographischen Raum. Das Material besteht teils aus Berichten in Skandinavien tätiger katholischer Priester und Ordensleute, teils aus Konversionserzählungen skandinavischer Konvertiten mit Fokus auf Liturgie und Gottesdienstleben. Ein interessanter Faktor in diesem Zusammenhang ist die starke Stellung des Zölibatsideals und der monastischen Lebensform im damaligen Katholizismus, was im scharfen Kontrast zur evangelischen Tradition mit ihrer Betonung von Familie, Haushalt und Reproduktion stand. Die normative Stellung des Zölibats zeigte sich auch in der liturgischen Ordnung mit ihren auf Geschlecht, Hierarchie und Reinheit fixierten disziplinären Regelungen. In der protestantischen und antikatholischen Kritik wurde das Zölibat als Beispiel des unmännlichen Charakters des Katholizismus hervorgehoben, während man katholischerseits stattdessen den „männlich machenden“ Charakter des Zölibats und den damit zusammenhängenden Asketismus unterstrich.
(Less)
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Chapter in Book/Report/Conference proceeding
publication status
published
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keywords
Männlichkeit, Katholizismus, Liturgie, Sakralität, Feminisierung, Maskulinisierung, Priesterideale, Frauenpriestertum, Katholizismus, Männlichkeit, Liturgie, Feminisierung, Katholische Mission, Skandinavien, Devirilization, Zölibat
host publication
Orte und Räume des Religiösen im 19.-21. Jahrhundert
editor
Metzger, Franziska and Pahud de Mortanges, Elke
pages
187 - 206
publisher
Brill Schöningh
ISBN
9783657779307
9783506779304
DOI
10.30965/9783657779307_012
language
German
LU publication?
yes
id
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2023-03-29 02:45:33
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